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Energieverbrauch

Hinweis

Alle unsere Abbildungen sind interaktiv: im oberen rechten Bereich jeder Abbildung finden Sie Buttons, mit denen Sie zoomen können. Einzelne Zeitreihen können durch Klicken in der Legende ein- und ausgeblendet werden.

Fossiler Primärenergieverbrauch

Im Koalitionsvertrag wird an mehreren Stellen das Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 genannt; zudem soll die Energieinfrastruktur über das Jahr 2045 hinaus nur noch mit nicht-fossilen Brennstoffen betrieben werden dürfen. Daraus lässt sich ableiten, dass die Ampel-Koalition eine vollständige Beendigung der Nutzung fossiler Primärenergieträger bis zum Jahr 2045 avisiert. Ein genauer Zeitpfad ist hierfür jedoch nicht spezifiziert. Daten des BMWK sowie der AGEB zufolge war der Verbrauch von Mineralöl, Braunkohle und Steinkohle im Trend der letzten Jahre deutlich rückläufig. Dagegen hat sich der Verbrauch von Erdgas kaum verringert, wobei es deutliche jährliche Schwankungen gab. Zum Start der Ampel-Koalition im Jahr 2021 betrug der Verbrauch fossiler Primärenergie insgesamt 2661 TWh, wobei Mineralöl nach wie vor den größten Anteil hatte. Im Jahr 2020 lag er pandemiebedingt noch etwas niedriger. Unter der Annahme eines linearen Reduktionspfads bis 2045 müsste der fossile Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2030 um knapp 40 Prozent auf unter 1700 TWh sinken. In den Jahren 2022 und 2023 ging der Verbrauch tatsächlich zurück, und er liegt aktuell leicht unter dem indikativen linearen Reduktionspfad.

Während die Daten des BMWK nur jährlich aktualisiert werden, stellt die AGEB auch quartalsweise aktualisierte Daten zum Primärenergieverbrauch des jeweils laufenden Jahres bereit. In den ersten drei Quartalen 2023 lag der fossile Primärenergieverbrauch mit 1677 TWh um zehn Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. Dabei ging der Erdgasverbrauch mit sieben Prozent etwas weniger stark zurück; er war aber bereits im Vorjahr deutlich gesunken (vgl. dazu auch den Abschnitt "Aktueller Erdgasverbrauch"). Der Verbrauch von Stein- bzw. Braunkohle ging gegenüber den erten drei Quartalen des Vorjahres noch deutlicher zurück, um 19 bzw. sogar 23 Prozent. Grund hierfür ist eine deutlich gesunkene Kohleverstromung. Dagegen ging der Verbrauch von Mineralöl um nur 5 Prozent zurück.

Versorgungssicherheit

Im Unterabschnitt zu Gas und Wasserstoff enthält der Koalitionsvertrag die Aussage: "Wir wollen die Energieversorgung für Deutschland und Europa diversifizieren." Ein quantitatives Ziel wird dabei nicht genannt. Spätestens nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 ist aber klar, dass insbesondere die Abhängigkeit von russischen Erdgasimporten schnell reduziert werden soll. In der folgenden Abbildung zeigen wir, wie sich die monatlichen Erdgasimporte seit dem Jahr 2010 entwickelt haben. Als Quelle dienen monatliche Daten der Brutto-Flüsse an einzelnen Grenzübergangspunkten der IEA. In der Abbildung sind die Länder nach Netto-Importen bzw. Netto-Exporten gruppiert, zudem sind die gesamten Netto-Importe angegeben. Die Nettowerte pro Land wurden errechnet, indem die monatlichen (Brutto-)Exporte in das jeweilige Land von den (Brutto-)Importen aus dem gleichen Land abgezogen wurden. In Hinblick auf auf die Datenlage bei Erdgasimporten gibt es übrigens einige Diskrepanzen sowie definitorische Unklarheiten zwischen verschiedenen Statistiken, vgl. auch diese Online-Diskussion hier.

Die Abhängigkeit von russischen Erdgasimporten ist bis zum Jahr 2021 deutlich gewachsen. Direkte (via Nord Stream 1) und indirekte (via Polen) Gasimporte aus Russland lagen in den Jahren 2018-2021 ungefähr in der gleichen Größenordnung wie die gesamten Netto-Importe. Zu beachten ist dabei, dass Deutschland auch ein ein Gas-Transitland ist. Insbesondere floss seit 2014 regelmäßig Gas nach Tschechien. Seit Ende 2021 haben die russischen Netto-Importe deutlich abgenommen, und seit September 2022 sind sie auf Null gesunken - das gab es noch nie seit Erfassung der Daten durch die IEA. Gleichzeitig haben die Netto-Importe insgesamt tendenziell zugenommen.

In den letzten drei Monaten, in denen Daten verfügbar sind (Januar bis März 2023), lagen die Netto-Importe von Erdgas etwas niedriger als in den entsprechenden drei Monaten des Vorjahres. Dabei hat der Handel mit "Anderen" Ländern deutlich zugenommen, was im Wesentlichen Importe aus Belgien sind. Die Nettoimporte aus Russland gingen währenddessen auf Null zurück. Sie werden auf absehbare Zeit bei Null bleiben, da Nord Stream 1 außer Betrieb ist und auch aus Polen kein Erdgas mehr in Deutschland ankommen dürfte.